Stimmstabilität bei Gibson® Style Gitarren?

Im Dutzend könnte ich Kunden neue Mechaniken verkaufen, die wegen Stimmstabilitäts-Problemen bei ihren Gibsons® oder ähnlichen Gitarren mit gewinkelten Kopfplatten bei mir anfragen, und neue Mechaniken kaufen möchten. Nach dem Montieren der neuen Mechaniken wären aber meistens die Probleme immer noch da, dh. ich sortiere aus, wer wirklich neue Mechaniken benötigt, und wer einfach nur ein paar Tipps benötigt, um seine Gitarre besser in Stimmung zu halten.

Bei Gitarren mit abgewinkeltem Headstock üben die Saiten am Sattel einen sehr hohen Druck aus, versucht mal eine normal gestimmte Saite aus dem Sattel zu heben, das wird kaum klappen. An dieser Stelle macht die Saite zusätzlich einen Knick, was auch nicht unbedingt optimal ist, wenn es um perfekte Stimmung geht. Hier nun die Tipps um die Stimmstabilität zu verbessern:

A: Beim aufziehen von frischen Saiten darauf achten, dass die Wicklungen auf der Mechanik sauber sitzen (es sollten auch nicht zuviele Wicklungen sein), oder je nach Vorliebe eine Knot-Technik sauber anwenden. Damit an dieser Stelle nichts mehr nachgeben kann. Bei der Verwendung von Lock Mechaniken darauf achten dass die Rändelmuttern (bei Typen mit Rändelmuttern) gut-aber ohne Gewalt angezogen sind, und bei selbst festziehenden Lock Typen (wie Gotoh Magnum Lock) dass die Saiten solange gedehnt werden, bis auch hier die Mechaniken nicht mehr nachgeben. Das kann bei den Gotoh Typen mehr Dehnen bedeuten, bis es paßt.

B: Frische Saiten "müssen" ordentlich gereckt werden, dh. am besten am 12. Bund (Mitte der Saite) packen, und kräftig ziehen, mit wohl dosierter Kraft, aber natürlich nicht durchreissen. Vergeßt nicht, dass die Saite bei kräftigem Spiel auch ganz schön was mitmachen muß, und dass eine neue frisch aufgezogene Saite noch viel Spiel hat, wenn sie gedehnt und belastet wird. Also ziehen und nachstimmen solange, bis die Stimmung hält.

C: Was manchmal auch gut tun kann ich das kräftige Drücken der Saiten an ihrem Knickpunkt, also am Sattel, und an der Bridge. Gerade der starren G-Saite kann das gut tun.

D: Mit der wichtigste Punkt ist das regelmäßige Schmieren der Sattelkerben. Das "muß" bei solchen Gitarren gemacht werden, wenn die Stimmung sitzen soll. Nur sehr wenige Gitarren kommen hier ohne Schmierung aus, die meisten benötigen die regelmäßige Schmierung. Sehr gut kann man das daran erkennen, wenn beim Stimmen dieses berühmt berüchtigte "Pling" zu hören ist, also eine klemmende Saite durch das Betätigen der Mechanik gezwungen wird, ihren festgeklemmten Platz zu verlassen. Hat man einen trockenen klemmenden Sattel, und zieht im Spiel zb die G-Saite kräftig hoch, dann verhindert der "Klemmsattel" (denn so könnte man einen solchen trockenen Sattel nennen) dass die G-Saite zurück in ihre richtige Stimmung findet. Das Ergebnis: Eine verstimmte G-Saite, und damit ist die ganze Gitarre daneben.

Schmiermittel: Hier gibt es natürlich die verschiedensten Angebote, manche schmieren Graphit in die Kerben (ich finde das ziemlich unschön, den schwarzen Kram), manche kaufen sich spezielle Mittel die der Markt anbietet, hier muß jeder sein Mittel finden, mit dem er sich wohl fühlt. Ich selbst nutze seit langer Zeit Ballistol Universal Öl (im kleinen Fläschchen, 50ml) oder ein gutes Nähmaschinenöl, das kann man mit einem feinen Pinsel auftragen, oder mit einer kleinen Nadelflasche anbringen.

Das wichtigste: Die Schmierung muß regelmäßig passieren, und beim Schmieren sollte man darauf achten, dass das Schmiermittel auch wirklich nur in die Kerben gerät, und nicht das Griffbrett erreichen kann.

Wenn man diese Punkte richtig beachtet, dann kann man normalerweise einen 2h Gig ohne Probleme oder häufiges nachstimmen durch rocken, ich selbst habe ein paar hundert Gigs durchgezogen mit Gibson® Gitarren, ohne dass ich häufig nachstimmen mußte. 1-3 mal pro Gig, so sollte das funktionieren können!

Viel Spaß beim Rocken!

Zuletzt aktualisiert am 25. Juni 2018 von Holger Diepold.

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